Labor für unkontrollierbare Situationen
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Kontrolle. In der Hamburger Innenstadt hat sich das Regime der Kontrolle in den letzten Jahren verschärft: Wachleute stehen demonstrativ vor den Geschäften, der zum Business Improvement District umgebaute Neue Wall schafft neue Übersichtlichkeit und auf dem Jungfernstieg ist das Ausspucken eines Kaugummis eine Ordnungswidrigkeit. Das Regime der Kontrolle weitet sich von der Überwachung der zahlreichen, seit den späten siebziger Jahren gebauten Einkaufspassagen auf den öffentlichen Raum aus. Die Einkaufszentren übernehmen – wie die Bahnhöfe – die Funktion des „Laboratoriums der Kontrolle“.

Körper. Das repressive System der Kontrolle agiert unauffällig, damit es den Konsum selbst nicht stört. Es wird nur in Ausnahmen tätig, denn die geregelte Ordnung des Raums wird zuallererst in den reduzierten Gesten und Bewegungen der KonsumentInnen selbst hergestellt. Die Entfernung von den Schaufenstern, das Bewegungstempo, die Art und Weise eine Tüte in der Hand zu halten – in den Körperidiomen der KonsumentInnen werden nur bestimmte Gesten und Bewegungen wiederholt, die jede größere Abweichung auffällig werden lassen. Die Körperidiome sind warenförmig, sie wiederholen unbewußt die massenhafte Reproduktion der Ware.

Labor. Das Labor lädt dazu ein, den kontrollierten Raum mit dem Radio zu erforschen. Das Radio schlägt Gesten vor, die dem warenförmigen Raum entnommen sind. In der gleichzeitigen Ausführung derselben Gesten, ihrer mechanischen Reproduktion, werden diese parodiert. Dabei geht es nicht darum, spektakuläre Abweichungen von den Regeln zu ermöglichen: das Labor für unkontrollierbare Situationen untersucht stattdessen, was passiert, wenn sich Gesten konstitutiv dem Regime der Kontrolle entziehen: Eine unterschwellig wahrnehmbare, aber nicht verortbare Abweichung – eine in der Zerstreuung wirksame kollektive Produktion.


Unterlauft das Regime der Kontrolle mit unkontrollierbaren Gesten!

Bahnt neue Passagen proletarischer Öffentlichkeit!