The great refusal
Il grande rifiuto 
Die große Verweigerung


c Anja Beutler

 
The great refusal  


What would have happened, if the idea of a European General Strike to prevent the First World war from breaking out, had materialized? If the workers parties, that were organised in the Second Socialist International had refused to follow the appellation of the national states - the call to war. If instead they had interrupted the putatively fateful run if events by stopping to feed the war machine with new material, fuel, work, cannon fodder? What kind of subjects would we be today, if they had rejected to define themselves predominantly by national identity? The Great Refusal tries to reenact in the first part a historical possibility, that never became reality, whereas the second part invites to take part in a "paedagogium of refusal" in which different forms of denying to do what is expected can be practised. 

The piece exists in german, english and italian. 
 
 
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Il grande rifiuto

Il collettivo Ligna porta in scena una visione, una possibile Storia Europea che non ha mai avuto luogo. Nell’agosto del 1914 erano previsti un congresso della Seconda Internazionale Socialista e uno sciopero generale che avrebbe dovuto impedire l’avvio della Guerra. Il congresso e lo sciopero non ebbero luogo, la guerra ne anticipò e annullò l’attuarsi.



A cento anni dalla Grande Guerra, LIGNA esplora possibilità individuali e collettive di rifiuto attraverso il re-enactment di una storia che non ha mai avuto luogo. Il pubblico viene invitato a prendere parte ad una fiction storica che mette in discussione la guerra come destino ineluttabile. Ciascuno si confronterà con una serie di “esercizi di resistenza”, un training di pose e gesti di rifiuto individuali e collettivi. Il “Grande rifiuto” è il risultato di una serie di residenze di ricerca a Bolzano, Bologna, Genova e Reggio Emilia avvenute ad aprile del 2015.
 

                                    Die große Verweigerung
 
Nichts-Tun ist besser als Fühlen!


Im August 1914 war ein Kongress der Zweiten Sozialistischen Internationale in Wien geplant, um auf den sich abzeichnenden Kriegsbeginn mit einem europaweiten Generalstreik zu reagieren. „Eher Aufstand als Krieg“ war der Kampfruf dieser faszinierenden Hoffnung. Denn durch den Streik würde die Infrastruktur des Krieges in allen Ländern sofort zusammenbrechen. Doch der Kongress fand nicht statt. Der Krieg kam dem Kongress und damit einem Generalstreik zuvor. Die Sozialisten, die noch Ende Juli von der Friedensliebe ihrer Regierungen überzeugt waren, blieben in ihren Heimatländern, unterstützten deren Politik und bewilligten Kriegskredite.
Was wäre gewesen, wenn die Vision eines europaweiten Generalstreiks wahr geworden wäre? Wenn die Eisenbahner, die Arbeiter der Munitions- und Waffenfabriken nicht ihre nationale Pflicht getan hätten, sondern zu Hause geblieben wären? Wenn der vermeintlich schicksalhafte Lauf der Dinge durch eine radikale Unterbrechung des Alltags ausgesetzt worden wäre?
Ist eine solche Verweigerung, eine solche Vision heute noch vorstellbar? In einer Gesellschaft, in der die Menschen ihr Leben, ihre Wege und ihre Begierden durch die Nutzung sozialer Medien transparent und kontrollierbar machen? Eine Gesellschaft, in der die kybernetischen Träume, das Verhalten der Menschen vorherzusagen, nahe-zu wahr geworden sind? Und damit eine konforme, kontrollierte Gesellschaft, in der jede Verweigerung ausgeschlossen wird, wenn sie nicht als kreative Abweichung vereinnahmt werden kann.
DIE GROSSE VERWEIGERUNG ist ein Abend in zwei Akten: Einem historischen, der als Reenactment fiktiver Geschichte fungiert; und einem zweiten ganz realen „Pädagogium“ (Lehranstalt), in dem das Publikum Strategien und Methoden übt, sich zu verweigern. Mit der Inszenierung kollektiver Verweigerungssituationen soll der Versuch unternommen werden, auch formal einer Gegenwart zu begegnen, wie sie Hans-Christian Dany beschreibt: „Durch die technologische Formatierung in den sozialen Netzwerken, diesen panoptischen Blickgeweben wird nun jeder zum Beobachter der anderen und ein von ihnen Beobachteter. […] Jeder ist jetzt zugleich Publikum und Darsteller.“
 
 
"eine raffinierte Variante des Reenactment-Genres" nachtkritik
"es wird nichts dargestellt" deutschlandradiokultur
"Ich möchte liebe nicht" - Artikel aus der Zeitung "Salto" über die Aufführung in Bozen