LIGNA zwei Mal bei play! Leipzig





Die Unterbrechung

Ein Dialog mit Laban


Samstag, 26. Juni 2010
15 Uhr
Richard-Wagner-Hain, Leipzig
im Rahmen von play! Leipzig


Das Leben – ein Fest: Rudolf von Laban gründete in den 1920er Jahren in ganz Deutschland Bewegungschöre, deren Tanzaufführungen Feste sein sollten, an denen alle beteiligt sind. Nach 1933 versteht Laban den Bewegungschor als Ausdruck der Wiedergeburt Deutschlands im Geiste des Nationalsozialismus. Ausgehend von Labans Choreographie „Vom Tauwind und neuer Freude“, die Laban für die Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 entwickelte, untersucht Die Unterbrechung das Verhältnis von Körper, Gemeinschaft und Sport im Verhältnis zum öffentlichen Raum der Aufführung. Warum endete der Entwurf eines Gemeinschaftserlebnisses im Tanz als faschistische Ästhetik? Wie wirkt die Vorstellung eines grenzüberschreitenden Festes bis heute nach? Gibt es andere Modelle der Gemeinschaft?

- und erstmals auf der großen Bühne:



DER NEUE MENSCH

Vier Übungen in utopischen Bewegungen


24. Juni, 19.30 und 21.30 Uhr, Centraltheater Leipzig, Hauptbühne




Tun ist besser als Fühlen. Bertolt Brecht

Jeder Mensch trägt den Tänzer in sich. Rudolf von Laban

Das Taylorsystem des Theaters schafft die Möglichkeit, in einer Stunde so viel zu spielen, wie wir heute in vier Stunden geben können. Wsewolod Meyerhold

What do you want a meaning for? Life is a desire, not a meaning. Charlie Chaplin


Am Beginn des 20. Jahrhunderts, unter dem Schock des Ersten Weltkriegs hofften Künstler auf die Aufhebung von Kunst und Leben, auf die Revolutionierung aller Verhältnisse mit Hilfe der Kunst, auf eine andere Gesellschaft als die kapitalistische. Diese utopischen Visionen sind in Vergessenheit geraten. LIGNA nimmt sich in ihrem ersten Bühnenstück vier prononcierten Positionen an: Drei Entwürfe eines neuen Menschen, neuer Kollektive, eines besseren Lebens – und ein vierter schießt quer. Der Dichter Bertolt Brecht entwirft in seinen Lehrstücken das Theater eines klassenlosen Staats, indem die Gesten des Menschen, und damit die gesellschaftliche Situation im Ganzen veränderbar werden. Der Tänzer Rudolf von Laban probt in Bewegungschören kollektive Gesten, deren Schwingungen die Macht neu verteilen sollen. Der Regisseur Wsewolod Meyerhold experimentiert in der jungen Sowjetunion mit biomechanischen Übungen, in denen der Mensch seinen Körper erneuert. Und der Komiker Charlie Chaplin stolpert über alle diese utopischen Hoffnungen.

Der neue Mensch führt diese Bewegungen in einem Theater ohne Schauspieler durch: Das Publikum hört über Radio ein performatives Hörspiel, das es nicht nur nacheinander mit den vier Positionen vertraut macht, sondern ihnen auch Übungen, Bewegungen und Gesten vorschlägt. Doch nicht alle gleichzeitig. Über Kopfhörer wird das Publikum in die vier Positionen gespalten. Alle Viertelstunde wechselt das Programm. Jede Gruppe wird jede Position einmal einnehmen, so wird viermal dasselbe Stück mit verschiedenen Rollen aufgeführt. Dieses Theater ohne Bühne initiiert kollektive Bewegungen und macht ungeahnte Handlungfähigkeiten sichtbar. Der neue Mensch aktualisiert damit die verschütteten utopischen Hoffnungen und stellt die Frage nach der Funktion des Theaters heute.

Es sprechen
Edith Adam, Rica Blunk, Thomas Kügel, Helmut Mooshammer